2006/04/24

Der letzte Schrei - die Geschichte vom Affen

Dritter und letzter Teil meiner Reflektion über die chinesische Spezialitäten-Küche. Mittlerweile hab ich nochwas dazugelernt. In der chinesischen Küchenphilosophie gibt es einen Ernährungsgrundsatz:
Der Körperteil eines Tieres ist besonders gesund für den entsprechenden Körperteil deines eigenen Körpers.
Möchtest du zum Beispiel etwas gutes für deine Beine tun, ißt du am besten die Haxen. Oder Froschschenkel. Hast du Gelenkschmerzen, solltest du viel Knorpel essen. Hühnerherzen sind gut gegen Herzinfarkt. Magen fördert die Verdauung. Gehirn macht dich schlau.

Die Regel, dass alles möglichst frisch verzehrt werden sollte, gilt natürlich weiterhin. Und bei diesem Rezept wird sie in ganzer Vollendung beachtet.

Jetzt aber los mit dem Kochrezept. Leider sind die notwendigen Küchenutensilien ein bißchen schwieriger aufzutreiben als der Suppentopf der letzten beiden Rezepte. Wir brauchen einen Tisch mit tellergroßem Loch in der Mitte. Dazu einen Hammer, und ein Machetenartiges Messer. Dafür können wir das Feuer weglassen, und auch Gewürze werden nicht benötigt. Ach ja, wir brauchen noch einen kleinen Affen.


Den Affen setzen wir jetzt unter den Tisch. Und zwar so, dass sein Kopf in dem Loch steckt. Das Loch sollte gerade so groß sein, dass die Schädeldecke des Affen ein bißchen auf der Oberseite des Tisches herausguckt, aber der Kopf nicht durch das Loch durchpasst.

Den Affen muss man natürlich da festbinden, sonst rennt er gleich weg. Jetzt nehmen wir nämlich den Hammer. Oder die Machete. Es gibt zwei Varianten:

Bei der Hammer-Methode klopfen wir mit dem Hammer solange auf dem Affenkopf herum, bis seine Schädeldecke matsch ist. Natürlich nicht zu fest zuschlagen, der Affe soll's ja überleben. Einfach nur die Schädelknochen zerbrechen, möglichst einmal rund um den Kopf herum. Dann nimmt man das Messer und schneidet den Schädel auf, so dass man das Gehirn des lebendigen Affen sehen kann. Ich mag diese Methode lieber. Das schöne daran: Jeder darf mal klopfen, es dauert länger, und der Affe schreit viel mehr!

Bei der anderen Methode benutzt man die Machte. Man legt sie flach auf den Tisch. Und mit viel Schwung schneidet man in einem Zug durch den Kopf des Affen, so dass der Schädel geöffnet wird. Das Gehirn des Affen darf dabei nicht verletzt werden, sonst könnte er sterben. Quasi wie beim Öffnen einer Kokosnuss.

Weitere Vorbereitung braucht man nicht. Einfach den Löffel nehmen, und dann: Guten Appetit!

2006/04/13

Zwangsblogging

Vorwort
Immer immer wieder das gleiche. Da schreibt man was in den Blog, und die Leute schreiben ins Kommentar "mehr Bilder, Tobi, mehr Bilder." Also poste ich Bilder, und die Leute sagen "Tobi, bitte mehr Text!" Also das kapier ich einfach nicht. Seid doch froh! Für alle die's noch nicht mitgekriegt haben: Ich mach das nur, weil ich eine Wette verloren habe. Die Strafe ist, spätestens alle 14 Tage bloggen zu müssen *ächz* und weil ich mich dummerweise in China befinde und somit vermeintlich mehr erlebe als andere. Vorher hat sich doch auch niemand um meinen Blog geschert. Zugegeben, es stand ja auch nix drin. Heute ist es jedenfalls wieder mal so weit. Zum Glück kann ich es von der Arbeit aus machen. Viel Spass beim Lesen wünscht euer Zwangsblogger
Tobi

Kontrastprogramm
Weil das Grillen auf der Müllhalde nicht jedes Deutschen Sache ist, wollte ich meinen chinesischen Freunden mal ein bissl deutsche / amerikanische / westliche Kultur im Allgemeinen beibringen. Deshalb hab ich sie zum Picnic eingeladen. Macht man doch in Deutschland, oder? Wann hast du das letzte Mal Picnic gemacht? Früher hab ich nie ge-Picnic-t. Aber seid ich in Shanghai wohne, mach ich so Sachen irgendwie dauernd, neben Museums-Besuchen, Spaziergängen zur Stadterkundung, Wochenend-Urlauben. Komisch, Shanghai ist auch nur ne Großstadt.
Also: Einkaufen am Vortag, und alleine, so dass nicht 14 Leute 2 Stunden im Laden stehen und die falschen Sachen doppelt kaufen, sondern nur einer und in der richtigen Menge. Schonmal ein guter Anfang. Den Century-Park als Ort des Schauspiels kennt ihr ja schon. Sonntag morgens gemütlich dahin getingelt, Sachen ausgepackt, Kaffee in der Thermoskanne dabei. Das Resultat kann sich sehen lassen:
Resultat mit Umgebung und Produzenten:
Umgebung ohne Resultat, dafür mit den beliebten, allgegenwärtigen Hochhäusern:
Und wie man unschwer erkennen kann, waren wir in dem Park auch nicht etwa alleine. Es war vielmehr schwierig, ne schöne Ecke zu finden die noch nicht belegt war.

Barbara hat Picnic falsch verstanden:

Als Köder gabs leider nur Rindfleisch. Das ist hier normalerweise, und in diesem Fall auch, süß gewürtzt (Huhu Mirjam, kleiner Gruß :-) ). Also beißt kein Fisch an, weil man das als Mensch schon kaum essen kann.

Andrew und Eva, nach dem Frühstück (nicht schon davor):

Yoga. Hier gibt's das wirklich!Hier kann man sich nen Hund kaufen. Vor dem Eingang zum Park auf der Straße, in ner kleinen Kiste. Als Haustier werden sie auch immer beliebter:
Tausend-und-ein Eselsschreie
Gut, ihr wolltet es ja unbedingt haben, hier kommt sie, die Geschichte vom Esel. Der Name ist erfunden, aber nicht unbedingt falsch, finde ich. Wir erinnern uns: Je frischer desto besser. Und so kommt man zu folgendem, ganz einfachen Rezept für die echte Hausfrau, die alles noch richtig selber macht. Man nehme: Einen Esel (lebendig), eine Suppe, ein Messer, etwas Seil, Gewürze.

Zuerst muss man den Esel mit dem Seil so festbinden, dass er nicht weglaufen kann, und möglichst nicht umkippen, weglaufen oder austreten. Je nach Geschmack kann man ihm aber ein bißchen Beinfreiheit lassen, damit es spannender aussieht. Die Suppe steht die ganze Zeit auf dem Feuer und brodelt so vor sich hin.

Jetzt darf der Koch die Gäste zum Esel führen. Die genauen Sitten kenne ich nicht. Ob der Esel mitten im Restaurant steht, oder im Hinterhof, ob die Gäste währendessen Tee trinken oder Schnaps, das weiß ich leider nicht. Wahrscheinlich Schnaps, und wahrscheinlich gibts jetzt die erste Runde. Der Gastgeber beguckt und befühlt den Esel und sucht sich ein Stück Fleisch heraus, das er seinen Gästen gerne anbieten würde. Zum Beispiel, ähm, sagen wir, die linke Schulter. Oder den Hals.

Jetzt gibts wahrscheinlich die zweite Runde Schnaps für die Gäste. Der Koch packt derweil seine Messer aus, und nimmt dem Esel die Haut an der gewünschten Stelle ab. So dass das blanke, frische (!) Fleisch offen liegt.

Jetzt kommt die Suppe ins Spiel. Mit einem großen Löffel gießt man die Suppe über das offene Fleisch. Immer immer wieder. Das tut natürlich ein bißchen weh, und der Esel brüllt und schreit, er ist ja noch lebendig! Macht aber nix, dritte Runde!

Wenn dann das Fleisch gar wird, kann man es vom Esel herunterschneiden. Ähnlich wie beim Döner. Vierte Runde, und guten Appetit! Ach ist das wieder schön heute, mit der Familie Essen zu gehen. Das machen wir nächsten Sonntag wieder, dann gibt's die rechte Schulter. Und zwei Wochen später das linke Bein. Und drei Wochen später...

2006/04/07

Chinese Barbecue!

Wenn ihr wegen der Mäuse schon so reagiert, dann sollte ich die Geschichte vom Esel wohl wirklich weglassen. Zur Ablenkung mal ein paar Bilder davon, was ich hier so erlebe. Alles fing damit an, dass ich einem Chinesen erzählte, dass ich in Deutschland oft in meinem Garten grille. Aber in Shanghai ist das ja leider nicht möglich, weil man in Hochhäusern wohnt und es keine Gärten gibt. "Doch, na klar! In Forest Park!" sagte er. Im "Forest Park" im Norden von Shanghai kann man grillen, und er macht das sehr gerne. Also machen wir es auch...

Erstmal zusammen im Carrefour einkaufen gehen. Da begegnet einem zum Beispiel sowas:

Aber das ist nicht schlimm, man muss es ja nicht essen. Wir kaufen also etwas grillbares, und dann ab in den Park.
Erst hatten wir das Vergnügen, durch den Park laufen zu können. Der Park ist wirklich schön. Gras und Bäume, Drachen, ein bißchen Ruhe, das findet man schließlich selten in Shanghai.

Es gibt eine Achterbahn, Paintballing, Gokart-Rennen und vieles andere.

Und dann haben wir kapiert, warum er sagte "In Forest Park kann man grillen" und nicht etwa "In den Parks kann man grillen." Scheinbar ist Forest Park in ganz Shanghai (ca. 18 Mio. Einwohner) die einzige Ecke, wo man grillen darf. Und das auch nur in der extra eingezäunten Grill-Ecke.



Und weil es hier auf der Straße normal ist, dass man den Müll einfach auf den Boden wirft, ist es in der Grill-Ecke auch normal.



Macht aber nix, dafür gibts ja die Senioren-Müllabfuhr:


Statt im Garten, Grillen auf dem Müllberg. Lustig war's trotzdem.

2006/04/05

Ich hab chinesische Freunde!!!

Und meinen chinesischen Freunden hab ich erzählt, dass ich die Maus-Geschichte in den Blog geschrieben hab. Und die haben mich prompt mit ein paar Bildern versorgt. Manche Blog-Leser wollten ja gerne, dass ich mehr Bilder poste. Da habt ihr sie:

Süße Mäuschen, jung und zart, vor dem ersten Schrei:

Süße Mäuschen, zart und gar, vor dem dritten Schrei:


Kann jetzt leider nicht weiterbloggen. Muss schnell aufs Klo.

2006/04/04

Die drei Mäuseschreie

Ups, langsam muss ich wohl mal wieder was schreiben. Zwei Wochen sind fast vorbei. Weil mir nix besseres einfällt, gibts jetzt doch die Geschichte vom Affen und vom Esel. Aber zuerst mal eine relativ harmlose vorweg, die ich erst letzte Woche zum ersten mal gehört habe.

Alle drei Geschichten sind Kochrezepte. Jeder Chinese kennt sie, aber keiner weiß, ob es wahr ist. Viele sagen, das sind nur Gerüchte (also keine Gerichte). Andere sagen, das gab es früher mal, aber jetzt ist es verboten. Und wieder andere sagen "Ja klar! Das ißt man in der TschingTschong-Provinz. Es ist gut für die Haut!"

In China werden viele Leute durch das Essen krank. Deshalb ißt man das Essen gerne frisch, so frisch wie möglich. Zum Beispiel kauft man das Huhn nicht im Supermarkt aus der Tiefkühltruhe, sondern auf dem Markt lebendig. Aber an "Frische" kann wohl nichts diese Speise übertreffen:



Auf dem Tisch steht ein kleiner Käfig. Darin befinden sich Mäuse. Die Mäuse sind noch sehr jung, und eine spezielle Sorte, so dass sie kein Fell haben, nur Haut. Jetzt nimmt man seine Essstäbchen, greift damit in den Käfig und - quiek - das ist der erste Schrei.

Neben dem Käfig steht ein Topf mit Suppe. Die Suppe brodelt so vor sich hin, denn darunter ist eine kleine Flamme. Das nennt man hier "Feuertopf", oder auch chinesisches Fondue. Jedenfalls nimmt man jetzt die Maus (die sich immer noch zwischen den Essstäbchen befindet) und - quiek - das ist der zweite Schrei.

Nach dem Bad in der Suppe wird die Maus noch in Essig oder Erdnußsoße getunkt. Normalerweise ist die Maus dann nicht mehr jung und lebendig, sondern gewürzt, gekocht und dahingeschieden. Aber das ist abhängig vom Geschmack des die Maus essenden Chinesen, und auch von der Abgebrühtheit der Maus selber. Ich sage immer: Es gibt nichts, was es nicht gibt. Und das erst recht in China! Und deshalb - quiek - der dritte Schrei. Die Knochen einfach auf den Teller spucken, oder runterschlucken. Reisschnaps hilft beim Verdauen.

Beim selber Ausprobieren bitte die Erdnußsoße nicht vergessen. Übrigens ein prima Rezept für Familien. Wenn die Kinder satt sind und aufstehen wollen, können sie mit den übrigen Mäusen spielen. Die zwei anderen Kochrezepte gibts in zwei Wochen, mir ist grad der Hunger vergangen.